Adventskalender 2010

Ich hoffe, meine Zeit lässt es in diesem Jahr zu, dass jeden Tag pünktlich Nachschub im "Türchen" ist. Wir wünschen all unseren Lesern eine besinnliche und festliche Weihnachtszeit!


 Mittwoch, 01.Dezember 2010

Verse zum Advent

Theodor Fontane
1819-1898

Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.

Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.

Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.


Donnerstag, 02.Dezember 2010

Und wieder nun lässt aus dem Dunkeln
Arno Holz (1863-1929)

Und wieder nun lässt aus dem Dunkeln
die Weihnacht ihre Sterne funkeln!
Die Engel im Himmel hört man sich küssen
und die ganze Welt riecht nach Pfeffernüssen...

So heimlich war es die letzten Wochen,
die Häuser nach Mehl und Honig rochen,
die Dächer lagen dick verschneit
und fern, noch fern schien die schöne Zeit.
Man dachte an sie kaum dann und wann.
Mutter teigte die Kuchen an
und Vater, dem mehr der Lehnstuhl taugte,
saß daneben und las und rauchte.
Da plötzlich, eh man sich's versah,
mit einem Mal war sie wieder da.

Mitten im Zimmer steht nun der Baum!

Man reibt sich die Augen und glaubt es kaum...
die Ketten schaukeln, die Lichter wehn,
Herrgott, was giebt's da nicht alles zu sehn!
Die kleinen Kügelchen und hier
die niedlichen Krönchen aus Goldpapier!
Und an all den grünen, glitzernden Schnürchen
all die unzähligen, kleinen Figürchen:
Mohren, Schlittschuhläufer und Schwälbchen,
Elephanten und kleine Kälbchen,
Schornsteinfeger und trommelnde Hasen,
dicke Kerle mit roten Nasen,
reiche Hunde und arme Schlucker
und Alles, Alles aus purem Zucker!

Ein alter Herr mit weissen Bäffchen
hängt grade unter einem Äffchen.
Und hier gar schält sich aus seinem Ei
ein kleiner, geflügelter Nackedei.
Und oben, oben erst in der Krone!!
Da hängt eine wirkliche, gelbe Kanone
und ein Husarenleutnant mit silbernen Tressen -
ich glaube wahrhaftig, man kann ihn essen!

In den offenen Mäulerchen ihre Finger,
stehn um den Tisch die kleinen Dinger,
und um die Wette mit den Kerzen
puppern vor Freuden ihre Herzen.
Ihre grossen, blauen Augen leuchten,
indess die unsern sich leise feuchten.
Wir sind ja leider schon längst "erwachsen",
uns dreht sich die Welt um andre Achsen

Und zwar zumeist um unser Bureau.
Ach, nicht wie früher mehr macht uns froh
aus Zinkblech eine Eisenbahn,
ein kleines Schweinchen aus Marzipan.
Eine Blechtrompete gefiel uns einst sehr,
der Reichstag interessirt uns heut mehr;
auch sind wir verliebt in die Regeldetri
und spielen natürlich auch Lotterie.
Uns quälen tausend Siebensachen.
Mit einem Wort, um es kurz zu machen,
Wir sind grosse, verständige, vernünftige Leute!

Nur eben heute nicht, heute, heute!

Über uns kommt es wie ein Traum,
ist nicht die Welt heut ein einziger Baum,
an dem Millionen Kerzen schaukeln?
Alte Erinnerungen gaukeln
aus fernen Zeiten an uns vorüber
und jede klagt: Hinüber, hinüber!
Und ein altes Lied fällt uns wieder ein:
o selig, o selig, ein Kind noch zu sein!

Rezepte für Zweibeiner

Weihnachtsbowle ohne Alkohol

Zutaten für 8 Portionen
2 Zitrone(n) (2 bis 3 mal eingeschnitten) oder durch Orangen ersetzen
10 Glühweinbeutel (od. entsprechende offene Kräutermischungsmenge)
100 g Zucker
3 Stange/n Zimt
1 Liter Wasser
300 g Beeren, tiefgekühlt (Heidelbeeren, Himbeeren, Waldbeeren)
1 Liter Traubensaft (rot oder rosé)
100 g Zucker
1 TL Zimt (Pulver)

Zubereitung:
Die Beeren mit den Zimtstangen und dem Zucker marinieren lassen (am besten über Nacht) - zwischendurch mal neu unterheben.
Glühweinteebeutel mit Wasser und Zucker aufkochen, Zimtstängel und Zitrone beigeben, auskühlen lassen, absieben.
Alles in ein Bowlengefäß geben und mit Traubensaft und Mineralwasser auffüllen.

Rezepte für Vierbeiner

Dinkelkracher

1/8 l Buttermilch
250 g Dinkelmehl
½ TL Salz
50 g geschmolzene Margarine 


Alle Zutaten in einer Schüssel verrühren, zu einem Teig verarbeiten und 30 Minuten ruhen lassen. Dann den Teig ausrollen und in gleich große Rechtecke schneiden (oder beliebige Formen ausstechen). Aufs Backblech legen und mehrmals mit der Gabel einstechen. 20 - 25 Minuten bei 165 °C auf der mittleren Schiene im Ofen backen. Ofen ausschalten und weitere 5 Minuten im Ofen auskühlen lassen.


Freitag, 03.Dezember 2010

An der Straßenecke
Jakob Loewenberg (1856-1929)

An der Straßenecke, in der Häuser Gedränge,
in der Großstadt wogender Menschenmenge,
inmitten von Wagen, Karren, Karossen
ist heimlich ein Märchenwald entsprossen,
von leisem Glockenklingen durchhallt:
von Weihnachtsbäumen ein Tannenwald.
Da hält ein Wagen, ein Diener steigt aus
und nimmt den größten Baum mit nach Haus.
Ein Mütterchen kommt, und prüft und wegt,
bis endlich den rechten sie heimwärts trägt.
Verloren zur Seite ein Stämmchen stand,
das fasste des Werkmanns ruhige Hand.
So sah ich einen Baum nach den andern
in Schloss und Haus und Hütte wandern,
und schimmernd zog mit jedem Baum
ein duftiger, glänzender Märchentraum. -
Frohschaukelnd auf der Zweige Spitzen
schneeweißgeflügelte Englein sitzen.
Die einen spielen auf Zinken und Flöten,
die andern blasen die kleinen Trompeten,
die wiegen Puppen, die tragen Konfekt,
die haben Bleisoldaten versteckt,
die schieben Puppentheaterkulissen,
die werfen sich mit goldenen Nüssen,
und ganz zuhöchst, in der Hand einen Kringel,
steht triu
mphierend ein pausbackiger Schlingel.
Da tönt ein Singen, ein Weihnachtsreigen -
verschwunden sind alle zwischen den Zweigen.
Am Tannenbaum hängt, was in Händen sie trugen.
Ein Jubelschrei schallt; und von unten lugen
mit Äuglein, hell wie Weihnachtslichter,
glückselig lachende Kindergesichter.

Rezepte für Zweibeiner

 

Kokosmakronen

Zutaten für ca. 50 Stück:

4 Eiweiß

1 Prise Salz

einige Tropfen Zitronensaft

200 g Zucker

1 Msp. Zimt

2 Tropfen Bittermandelaroma

200 g Kokosraspel

 

Zubereitung

Das Eiweiß mit dem Salz und dem Zitronensaft schnittfest schlagen, dann den Zucker und die Gewürze einrieseln lassen.

Zu einer dicken Creme weiterschlagen. Kokosraspel unterheben und mit einem Teelöffel kleine Häufchen auf das mit Backpapier ausgelegte Blech setzen. (Achtung! Makronen laufen etwas auseinander)

Im vorgeheizten Backofen bei 120°C etwa 35 Minuten backen.

 

 

Schwedischer Weihnachtspunsch

 

Zutatenangaben ausgelegt für 6 Portionen:

1 Stück Ingwer, frischer, ca. 3 cm

1 Vanilleschote(n)

1 Stange/n Zimt

3 Nelken

3 Anis(Sternanis)

50 g Rosinen

50 g Mandeln, grob gehackt

1 Orange(n), Schale und Saft, (ungespritzt)

5 EL Zucker, brauner

1 Flasche Wein, rot, trocken, kräftig

200 ml Rum

1 Zitrone(n)(Schale und Saft), ungespritzt

3 Kardamom - Kapseln

3 Körner Piment

 

Zubereitung

 

Ingwer schälen, in dünne Scheiben schneiden. Die Vanilleschote längs aufschlitzen, Vanillemark herauskratzen und zusammen mit Vanilleschote, Ingwerscheiben, Zimtstange, Nelken, Kardamomkapseln und den Pimentkörnern in einen Topf geben. Sternanis mit Rosinen, Mandeln, Orangen- und Zitronenschale und -saft sowie Zucker dazugeben. Mit dem Rotwein aufgießen. Zugedeckt 30 Minuten köcheln lassen und durch ein Sieb gießen. Den Rum untermischen und den Drink in hitzebeständige Gläser füllen.

Dieser Drink heizt kräftig ein, man kann den Rum reduzieren oder lässt ihn ganz weg.

 


Rezepte für Vierbeiner

 

Mehrkornkekse (Grundteig)

2 Tassen Mehl

1 Tasse Haferflocken

1 Tasse Hirseflocken

etwas Rapsöl

etwas Wasser

2-3 Eier

Zutaten vermengen, Formen ausstechen und bei 150°C ca. eine Stunde backen, damit die Kekse schön hart werden, über Nacht auskühlen und austrocknen lassen.


Käsekörndlcracker

Grundteig

150 g geriebener Käse

4 EL gehackte Kürbiskerne

4 EL gehackte Sonnenblumenkerne

1 TL gekörnte Brühe (z.B. aus der Drogerie oder dem Reformhaus, nicht zu stark gewürzt!)

Zutaten vermengen, Formen ausstechen und bei 150°C ca. eine Stunde backen, damit die Kekse schön hart werden, über Nacht auskühlen und austrocknen lassen.

 

Rohkosttaler

Grundteig

1-2  geriebene Äpfel

1-2 geriebene Karotten

3 EL Honig

Zutaten vermengen, Formen ausstechen und bei 150°C ca. eine Stunde backen, damit die Kekse schön hart werden, über Nacht auskühlen und austrocknen lassen.

 

 

Samstag, 04.Dezember 2010

Auf die nunmehr angekommene kalte Winterszeit
Johann Rist (1607-1667)

Der Winter hat sich angefangen,
der Schnee bedeckt das ganze Land,
der Sommer ist hinweggegangen,
der Wald hat sich in Reif verwandt.

Die Wiesen sind vom Frost versehret,
die Felder glänzen wie Metall,
die Blumen sind in Eis verkehret,
die Flüße stehn wie harter Stahl.

Wohlan, wir wollen wieder von uns jagen
durchs Feuer das kalte Winterleid!
Kommt, laßt uns Holz zum Herde tragen
und Kohlen dran, jetzt ist es dran.

Adventskränze und andere Zweige

Den Adventskranz findet man während der Vorweihnachtszeit in fast jedem Zuhause. Während im letzten Jahrhundert noch für jeden Tag eine Kerze angezündet wurde, haben Adventskränze heute nur noch ein Licht pro Woche. So wie der Adventskranz meist aus immergrünen Tannenzweigen besteht, zeigen auch andere Bräuche den Wunsch der Menschen vergangener Jahrhunderte nach Frischem und Lebendigem im Winter: Obstzweige (vor allem Kirschzweige), die am Barbaratag (4.12.) geschnitten und an einem warmen Ort ins Wasser gestellt blühen an Weihnachten. Bitte beachten: Die Zweige müssen entweder vor Sonnenaufgang oder beim Vesperläuten (also gegen 18 Uhr) geschnitten werden. Weniger bekannt als die Barbarazweige ist die Tradition des "Adonisgärtleins". Gerstenkörner, die Anfang Dezember in eine Tonschale gesät werden, sind mit ein wenig Glück bis Weihnachten zu frischen grünen Gräsern herangewachsen.

Legende der heiligen Barbara

Die heilige Barbara lebte im 3. Jahrhundert in Nikomedia in Kleinasien. Heute heißt die Stadt Izmit und ist eine türkische Stadt am Marmarameer (nördliches Istanbul). Ihr Vater, ein Heide, liebte seine Tochter über alles. Da er jedoch auch sehr eifersüchtig und argwöhnisch war, sperrte er sie immer in einen Turm ein, wenn er verreisen mußte.

Obwohl Barbara sehr reich war, war sie dennoch sehr einsam und unglücklich. Als sie dann die christliche Religion kennenlernte, sah sie in einem christlichen Leben ihre Aufgabe und ließ sich taufen. Dies war in der Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Decius in den Jahren 249-251.

Die Legende erzählt nun, daß der Vater als er von einer Geschäftsreise zurückkam, erstaunt feststellte, daß der Turm statt zwei Fenster wie bisher drei Fenster aufwies. Als er seine Tochter zur Rede stellte, gestand sie ihm, daß sie Christin sei und zur Erinnerung an die heilige Dreifaltigkeit drei Fenster im Turm haben wollte.

Der Vater war entsetzt und versuchte alles, um sie vom Christentum loszureißen. Aus Entäuschung und Wut über ihren Starrsinn zeigte er sie selber an. Sie wurde gefangen genommen und starb für ihren Glauben. Den Vater erschlug unmittelbar nach der Untat der Blitz.

Das Brauchtum mit den Barbarazweigen soll auf ihre Gefangenschaft zurückgehen. Hier hat sie einen verdorrten Kirschbaumzweig mit Tropfen aus ihrem Trinknapf benetzt. In den letzten Tagen im Bewußtsein ihres Todesurteils fand sie Trost darin, daß der Zweig in ihrer Zelle blühte.

Sie ist nicht nur eine der 14 Nothelfer der katholischen Glaubenswelt, sondern gilt sogleich als Schutzpatronin der Artilleristen, Bergleute, die für sie am Barbaratag ein Licht im Stollen brennen lassen, Gefangenen, Glöckner, (viele Kirchenglocken tragen ihren Namen), Architekten und Waffenschmiede. Um den 4. Dezember als Gedenktag an diese Märtyrerin rankt sich ein reiches Brauchtum. Besonders bekannt und verbreitet ist die Sitte, am Barbaratag einen Apfel-, Kirsch-, Kastanien-, Pflaumen-, Holunder-, Rotdorn- oder Forsythienzweig zu schneiden und in das geheizte Zimmer stellen. Kommt der Zweig gerade am Weihnachtsfest zum Blühen, so wird das als gutes Zeichen für die Zukunft gewertet.

 

Sonntag, 05.Dezember 2010

Brauchtum und Wissenswertes
05. Dezember - Krampus

Der Name „Krampus“ kommt aus Wien und hatte seinen Ursprung in finsteren Figuren, die aus Dörrobst gefertigt wurden. Auch heute noch wird in vielen Dialekten Österreichweit etwas lebloses, vertrocknetes oder verdorrtes als "Krampn", "Krempn" oder "Krampas" bezeichnet. Krampus bedeutet soviel wie "vertrocknet, verdorrt oder leblos". Der Sinn und Zweck dieser Figuren war es die bösen Geister und Dämonen zu versinnbildlichen, denn alles was man sehen und anfassen konnte war nur mehr halb so schlimm.

Dieser heidnische Brauch  entstand in einer Zeit, als die Menschen noch von und mit der Natur lebten, um der dunklen Zeit des Winters, die als Bedrohung empfunden wurde, etwas entgegenstellen zu können. Der Krampus sollte  die bösen Geister des Winters in die Flucht schlagen.

Ursprünglich war der Krampusbrauch in ganz Österreich verbreitet, wurde aber in der Zeit der Inquisition verboten, da es bei Todesstrafe niemandem erlaubt war, sich als teuflische Gestalt zu verkleiden. Dieser Brauch überlebte also nur in den im Winter schwer zugänglichen Alpen-Regionen wo er sich bis heute gehalten hat.

Der Krampus vertreibt die bösen Geister mit verschiedenen Utensilien. Die Krampusrute ist ein Fruchtbarkeits-Symbol, die ursprünglich aus Birkenzweigen hergestellt war und mit einem roten Schnürband gebunden wurde. Die Birke als Symbol des wieder beginnenden Lebens (Birken tragen schon in den Wintermonaten Knospen) und das rote Band als Symbol des Blutes. Ein Streif mit der Rute brachte Glück und Fruchtbarkeit für denjenigen der den schmerzhaften Schlag ertragen musste.
Heute tritt der Krampus auch oft mit einem Ross-Schweif statt der Rute auf.

Dieser stammt eigentlich aus dem Perchten-Brauch, ist aber in den letzten Jahren, neben dem Kuhschwanz und der rasselnden Kette, den Schellen oder Glocken, immer öfter auch beim Krampus zu sehen!

Im bayerischen Voralpenraum ist der Krampus eher unter der Bezeichnung "Kramperl", im steirischen Salzkammergut unter dem Namen "Miglo" geläufig. Der Krampus ähnelt in der Funktion Knecht Ruprecht, es bestehen aber Unterschiede zwischen beiden Figuren. Krampusse treten meist in größeren Gruppen auf. Die Gruppe aus Nikolaus, Krampus und Körbelträger (oder auch Waldmann) wird vor allem im Land Salzburg, im Tiroler Unterland und im österreichischen Salzkammergut als Pass bezeichnet.

Ausgehend von den Klosterschulen (Knabenbischofsfest) entwickelte sich seit Mitte des 17. Jahrhunderts der Einkehrbrauch: begleitet von Schreckgestalten, Teufeln und Tiermasken (Habergeiß), prüft und beschenkt der Heilige Nikolaus die Kinder, während die Unartigen vom Krampus bestraft werden. Symbolisch geht es dabei um das ewige Wechsel- und Gegenspiel von Gut und Böse. In der Gegenreformationszeit entstanden Stubenspiele, die bis heute in Bad Mitterndorf, Pichl-Kainisch (Salzkammergut) und in Tirol existieren.

In vielen Dörfern und Städten gibt es auch heute noch Krampusumzüge, bei denen die Krampusse unter lautem Lärm ihrer Glocken durch die Straßen ziehen um Passanten zu erschrecken. Dabei machen sie auch Gebrauch von ihren langen Ruten. Beim "Kramperltratzn" machen die Kinder der Gegend daraus eine Mutprobe, indem sie versuchen, die Krampusse zu reizen ("tratzn"), ohne "erwischt" oder geschlagen zu werden.

Krampustag ist der 5. Dezember, während das Fest des Hl. Nikolaus auf den 6. Dezember (Nikolotag) fällt. Üblicherweise erscheinen aber beide Gestalten gemeinsam am Abend des 5. Dezembers. In vielen Regionen vermischt sich die Gestalt des Krampus mit dem Perchtenbrauchtum.

Die bekanntesten und eindrucksvollsten Krampusumzüge ereignen sich in Osttirol, dem angrenzenden Kärnten und in Salzburg; dort werden traditionelle Masken und Gewänder getragen, die in aufwändiger Handarbeit hergestellt werden.

Aussehen

Der Krampus ähnelt in seinem Aussehen grundsätzlich dem Teufel.

Im Normalfall wird die Figur des Krampus durch folgende Utensilien bekleidet:


Die Ausstattung ist jedoch von Ort zu Ort unterschiedlich. Es gibt heute auch viele Krampusse, die eine Aluminium- oder Gummimaske tragen.

In Niederbayern ist es üblich, dass sich der Teufel in Kartoffelsäcke kleidet. In dieser Gegend gibt es Fellkrampusse, die keine Maske, sondern nur Fell und Hörner tragen.

Das laute Klingen der „Rollen“ sollte angeblich die bösen Winter-Geister vertreiben. Ursprünglich ist nur der 6. Dezember als Rauhnacht gedacht.

Anklöckeln

Die an vorchristliche Lärmumzüge zur Vertreibung der Winterunholde erinnernden Klöckler ziehen meist an den Donnerstagen im Advent von Haus zu Haus, um den Bewohnern Glück für das kommende Jahr zu wünschen. Mit Holzscheiten wird an die Haustür geklopft, daher “klöckeln”. Bevor die Haustür geöffnet wird werden einige Reden in Versform ausgetauscht. Schließlich erhalten die Klöckler eine typische Jause.

Links:  http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:KrampusG2.JPG&filetimestamp=20081211184354

http://de.wikipedia.org/wiki/Krampus

http://www.perchten.net/

http://www.krampusgruppe-haiming.at/index.html

 

Montag, 06.Dezember 2010

 

 Der Nikolaus - Geschichte und Brauchtum

         Seit 1555 ist Nikolaus als Gabenbringer der Kinder belegt. Der evangelische Theologe Kirchmeyer schrieb: "Vor dem St. Nikolaustag legen Mütter für ihre Kinder Geschenke und eine Rute bereit. Die Kinder freuten sich darauf und legten ihre Kerbhölzer in die sie ihre guten Taten einkerbten für Nikolaus bereit, sowie Futter für sein Reittier!"

         Damals beschenkte der Nikolaus mit Nüssen, Kletzenbrot (= ein würzig-süßes Brot bei dem Trockenfrüchte und Gewürze mit dem Brotteig vermischt werden. Es ist zu kleinen länglichen Laiben geformt oder in Kastenform erhältlich. Das Brot ist dunkelbraun und hat einen saftigen, festen Teig mit sichtbaren Frucht- und Nussstücken im Anschnitt. Häufig ist es mit weißen Mandeln verziert. Es ist sehr lange haltbar. ) und Dörrobst, aber auch Bekleidung oder andere nützliche Dinge des täglichen Gebrauches. Auf diesen Tag haben sich die Kinder schon lange gefreut. Gestern wurden die blank geputzten Schuhe und Stiefel vor die Tür oder vors Fenster gestellt und Sankt Nikolaus hat ihre Hoffnungen nicht enttäuscht. Die "Lederbehälter" hat er mit kleinen Geschenken und Süßigkeiten gefüllt.

         Ab dem 17. Jahrhundert wurde es Brauch, dass der Nikolaus mit einem Begleiter (später wurde daraus der Krampus) die Kinder beschenkte oder auch schon mal wegen ihres unchristlichen tun tadelte. In der heutigen Zeit tritt er am 6. Dezember auf um die braven Kinder zu beschenken und die bösen von seinem teuflischen Begleiter, dem Krampus, bestrafen zu lassen.

         Martin Luther erschuf später das Christkind. Durch sein vorhaben den Heiligen Nikolaus abschaffen zu wollen, wurde das Christkindl zum Gabenbringer für die Kinder. Das Christkindl wird eigentlich immer mit Engelsflügel auf Bildern ausgestattet und die Geschenke heimlich und bei Nacht, wie früher der Nikolaus die Geschenke gebracht hatte. In den Evangelischen Kreisen wurde das Christkindl meist durch einen Weihnachtsmann ersetzt. Das Christkind ist dagegen als Geschenkebringer in katholischen Familien ein muss und nicht mehr wegzudenken. Als ein echtes Christkindl bezeichnet man teilweise auch all jene die am 25 Dezember Geburtstag haben.

  

 

Dienstag, 07.Dezember 2010

Vor Weihnachten
Karl Gerok (1815-1890)

Die Kindlein sitzen im Zimmer
- Weihnachten ist nicht mehr weit -
bei traulichem Lampenschimmer
und jubeln: "Es schneit, es schneit!"

Das leichte Flockengewimmel,
es schwebt durch die dämmernde Nacht
herunter vom hohen Himmel
vorüber am Fenster so sacht.

Und wo ein Flöckchen im Tanze
den Scheiben vorüberschweift,
da flimmert's in silbernem Glanze,
vom Lichte der Lampe bestreift.

Die Kindlein sehn's mit Frohlocken,
sie drängen ans Fenster sich dicht,
sie verfolgen die silbernen Flocken,
die Mutter lächelt und spricht:

"Wißt, Kinder, die Engelein schneidern
im Himmel jetzt früh und spät;
an Puppenbettchen und Kleidern
wird auf Weihnachten genäht.

Da fällt von Säckchen und Röckchen
manch silberner Flitter beiseit,
von Bettchen manch Federflöckchen;
auf Erden sagt man: es schneit.

Und seid ihr lieb und vernünftig,
ist manches für euch auch bestellt;
wer weiß, was Schönes euch künftig
vom Tische der Engelein fällt!"

Die Mutter spricht's; - vor Entzücken
den Kleinen das Herz da lacht;
sie träumen mit seligen Blicken
hinaus in die zaubrische Nacht.

 

Rauhnächte - 24. Dezember bis 5. Januar

            Als Rauhnächte bezeichnet man die 12 Tage zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar. Die Rauhnächte waren bei unseren Vorfahren Heilige Nächte. In ihnen wurde möglichst nicht gearbeitet, sondern nur gefeiert, wahrgenommen und in der Familie gelebt.Diese Rauhnächte gingen immer von Nacht zu Nacht. Also von 24.00 Uhr am Heiligen Abend bis 24.00 Uhr am 25. Dezember - das war die erste Rauhnacht. "Nacht" deshalb, weil wir uns nach dem keltischen Jahreskreis in der Jahresnacht befinden und somit ist der ganze Tag "Nacht". Die letzte Rauhnacht endet um 24.00 Uhr am 5. Januar. Diese Nacht ist wieder eine besondere Nacht, die Perchten-Nacht. Danach ist dann Heilig-Drei-König. Das Wort ist entstanden durch das ausräuchern der Räume eines Hauses. Man hat früher die Krankenzimmer etc. mit Wacholderholz und Beeren ausgeräuchert, um die Infektionsgefahr zu veringern.

             Man hat es aber vor allem deshalb gemacht, um Täufel und Dämonen zu vertreiben. Da nach alten, ja teilweise auch heute noch im alpenländischen Raum aktiven Volksglauben, böse Dämonen in den 12 Nächten unterwegs sein sollen, um Haus und Hof einzunehmen.

            Bis heute gehört das Räuchern zu den Ritualen, das Böse zu verbannen und zu vertreiben, aber auch Haus und Hof mit Weihwasser aussprengen, oder geweihter Weihrauch, welcher exorzistische und lustrative Bedeutung hat, soll dämonische Nachstellungen und schädliche Einflüsse abwehren. Es gibt also 12 Rauhnächte!

             Die Alten benutzten jede dieser Rauhnächte für einen Monat des Jahres zum Deuten und Orakeln. Somit steht die erste Rauhnacht für den Januar, die zweite für den Februar und so fort. Sie beobachteten alles: Wetter, wie das Essen geschmeckt hat, ob gestritten wurde oder ob es friedlich zuging. Ob an diesem Tag alles glatt lief oder es Probleme gab. Und wenn ja, welche Probleme usw.

             Alles, auch das noch so unwichtige, hatte eine Bedeutung. Und wer es verstand, der konnte den dazugehörigen Monat im Vorhinein deuten. Man konnte das Ganze auch noch weiter differenzieren.

            So waren immer zwei Stunden einer Rauhnacht stellvertretend für einen kommenden Monat. Die ersten beiden Stunden von 0.00 Uhr bis 2.00 Uhr in der Nacht standen immer für den Januar, die nächsten zwei für den Februar und so fort bis zu den letzten beiden Stunden, die für den Dezember standen. Und das jeden Tag.

             Dann gab es besondere Tage, wie der 28. Dezember und der 5. Januar. Diese Tage waren geeignet, alles wieder aufzulösen und zu erlösen.

            Angenommen, man hatte die ersten drei Tage nur Streit, das Wetter war grauenvoll usw., dann hatte man am 28. Dezember, dem Tag der unschuldigen Kinder,die Möglichkeit, alles wieder gut zu machen und aufzulösen. Dazu war es wichtig, sich alles nochmal genau vorzustellen und dann in weißes Licht zu tauchen oder in violettes und es verwandeln zu lassen in etwas Positives.

            Das gleiche konnte man am Ende auch nochmal machen - also am 5. Januar. Drum wurden diese Rauhnächte vorsichtig und wachsam begangen, da sie das ganze kommende Jahr in sich bargen und jeder selber dafür verantwortlich war, wie er die Weichen stellte.

             In der letzen Nacht, dem 5. Januar, wurde das ganze Haus, die Ställe und mancherorts auch rund ums Grundstück herum ausgeräuchert. Es gab auch an vielen Orten in dieser Zeit Perchtenümzüge - die Wilde Jagd darstellend mit Dämonen, Geistern und bestimmten Tieren und der Percht als Wintergöttin. Dahinter stand, wie in vielen Traditionen der Schamanen auch, daß diese Geister eigentlich vertrieben werden sollten, damit sie einen nicht mit Krankheiten und Tod befielen.

  

 

Mittwoch, 08.Dezember 2010

Im Advent
Karl Heinrich Waggerl (1897-1973)

Für mich begann in der Kindheit der Advent damit, daß mich die Mutter eines Morgens weit früher als sonst aus dem Bett holte. Der Mesner läutete immer schon die Viertelglocke, wenn ich endlich halb im Traum zur Kirche stolperte. Nirgends ein Licht in der bitterkalten Finsternis, und oft mußte ich mich mit Händen und Füßen durch den tiefen Schnee wühlen, es war ja noch kein Mensch vor mir unterwegs gewesen.

In der Sakristei kniete der Mesner vor dem Ofen und blies in die Glut, damit wenigstens das Weihwasser im Kessel auftaute. Aber mir blieb ja keine Zeit, die Finger zu wärmen, der Pfarrer wartete schon, daß ich in meine Albe schlöffe und ihm mit der Schelle voranginge.

Bitterkalt war es auch in der Kirche. Die Kerzenflammen am Altar standen reglos wie gefroren, und nur wenn sich die Tür öffnete und Wind und Schnee hereinfuhren, zuckten die Lichter erschreckt zusammen. Die Kirchleute drückten das Tor eilig wieder zu, sie rumpelten schwerfällig in die Bänke, und dann klebten sie ihre Adventskerze vor sich auf das Pult und falteten die Hände um das wärmende Licht. Indessen schleppte ich das Meßbuch hin und her und läutete zur passenden Zeit, und wenn ich einmal länger zu knien hatte, schlief ich wohl wieder ein. Dann räusperte der Pfarrer vernehmlich, um mich aufzuwecken. Ihn allein focht kein Ungemach an. "Rorate coeli", betete er laut und inbrünstig, "tauet Himmel, den Gerechten". Und dann war alles wieder herzbewegend schön und feierlich, der dämmrige Glanz im Kirchenschiff, der weiße Atemdampf vor den Mündern der Leute, wenn sie dem Pfarrer antworteten, und er selbst, unbeirrbar in der Würde des guten Hirten.

Nachher standen wir zu dritt hinterm Ofen in der Sakristei. Der Mesner schüttelte die eiserne Pfanne und hob den Deckel ab und speiste uns mit gebratenen Kastanien. Ich hüpfte von einem Fuß auf den andern, und auch der Pfarrer rollte die heißen Kugeln eine Weile im Mund hin und her. Es war vielleicht keine Sünde, wenn ich nebenbei flink vorausrechnete, wie lange es wohl noch dauerte, bis er mir zur Weihnacht meinen Lohn in die Hand drücken würde, einen ganzen Gulden.

Donnerstag, 09.Dezember 2010

 

Alles still!
Theodor Fontane (1819-1898)

Alles still! Es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.

Alles still! Vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.

Alles still! Die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.

Alles still! Nichts hör ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht -
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.

 

Freitag, 10.Dezember 2010

Das alte Jahr vergangen ist
Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Das alte Jahr vergangen ist,
das neue Jahr beginnt.
Wir danken Gott zu dieser Frist.
Wohl uns, dass wir noch sind!

Wir sehn aufs alte Jahr zurück
und haben neuen Mut:
Ein neues Jahr, ein neues Glück.
Die Zeit ist immer gut.

Ein neues Jahr, ein neues Glück.
Wir ziehen froh hinein.
Und: Vorwärts, vorwärts, nie zurück!
soll unsre Losung sein.

Samstag, 11.Dezember 2010

Eisblumen

Karl Krolow (1915-1999)

 

Blumen, zärtlich hingehaucht,
tief vom Frost umfangen,
hold in halbes Licht getaucht,
sind mir aufgegangen.

Ohne Zahl. Sind froh erwacht
aus dem Wintergrunde,
blühen mir zur nahen Nacht
Stunde wohl um Stunde.

Leben leicht und ohne Not
wie die Sommerfalter.
Leise ist ihr Blumentod,
schnell und ohne Alter.

 

Rezepte für Zweibeiner

Pfeffernüsse

Zutaten

250 g Zucker

250 g Mehl

2 Eier

2 TL Zimt

1/2 TL gemahlene Nelken

Hirschhornsalz

Mehl zum Ausrollen

Zucker, Eier, Zimt und Nelken vermischen und alles ca. 10 Minuten durchrühren.Hirschhornsalz und Mehl dazu geben und alles gut durchkneten. Den Teig mindestens 4 Stunden ruhen (am besten über Nacht).Teig auf einerbemehlten Arbeitsfläche ca. 1 cm dick ausrollen und pfenniggroße Plätzchen ausstechen. Auf eine Porzellanplatte legen und sie über Nacht trocknen lassen. Backofen auf 150°C vorheizen,die Pfeffernüsse mit der feuchten Seite nach oben auf ein Backblech legen und ca.25 Minuten backen.

 

 

Nougatlikör

Zutaten (1 Portion)

150 g Nougat

6 Ei(er), davon das Eigelb

50 g Zucker

150 g Sahne

350 ml Rum, 40%

½ Vanilleschote(n)

Nougat in feine Würfel schneiden und mit Eigelb und Zucker mit dem Mixer zu einer cremigen Masse rühren. Sahne langsam, in dünnem Strahl unter die Masse rühren. Zuletzt den Rum langsam unterrühren. In eine Karaffe füllen. Die Vanillestange aufschneiden und in den Likör geben. 1 - 2 Tage ziehen lassen. Im Kühlschrank aufbewahren. Flasche vor dem Ausschenken immer gut durchschütteln.

 

Rezepte für Vierbeiner

 

Power-Muffins

1 Ei leicht verquirlt

250 ml Milch

60 ml Maiskeimöl

1 ½ Tl. Backpulver

½ Tl. Natron

½ Tl. Salz

150 g Weizen-Vollkornmehl

75 g Sojamehl

75 g Weizenkleie

Den Backofen auf 200°C vorheizen. 12 Förmchen mit Papiereinsatz bereitstellen. Ei, Milch und Öl in eine Rührschüssel geben. Backpulver, Natron und Salz einrühren. Vollkorn- und Sojamehl sowie Kleie vermischen und langsam gut verquirlen, damit der Teig glatt wird. Den Teig mit einem Löffel in die Muffin-Formen geben. 10 Minuten backen. Ergibt in etwa 12 Muffins.



 

Sonntag, 12.Dezember 2010

Altes Kaminstück
Heinrich Heine (1797-1856)

Draußen ziehen weiße Flocken
Durch die Nacht, der Sturm ist laut;
Hier im Stübchen ist es trocken,
Warm und einsam, stillvertraut.

Sinnend sitz ich auf dem Seßel,
An dem knisternden Kamin,
Kochend summt der Waßerkeßel
Längst verklungne Melodien.

Und ein Kätzchen sitzt daneben,
Wärmt die Pfötchen an der Glut;
Und die Flammen schweben, weben,
Wundersam wird mir zu Mut.

Dämmernd kommt heraufgestiegen
Manche längst vergeßne Zeit,
Wie mit bunten Maskenzügen
Und verblichner Herrlichkeit.

Schöne Frauen, mit kluger Miene,
Winken süßgeheimnisvoll,
Und dazwischen Harlekine
Springen, lachen, lustigtoll.

Ferne grüßen Marmorgötter,
Traumhaft neben ihnen stehn
Märchenblumen, deren Blätter
In dem Mondenlichte wehn.

Wackelnd kommt herbeigeschwommen
Manches alte Zauberschloß;
Hintendrein geritten kommen
Blanke Ritter, Knappentroß.

Und das alles zieht vorüber,
Schattenhastig übereilt -
Ach! da kocht der Keßel über,
Und das naße Kätzchen heult.

Rezepte Zweibeiner

Aachener Printen

Zutaten:

500 g Mehl
400 g Sirup
75 g Rosinen
75 g Orangeat
75 g Zitronat
1 EL Lebkuchengewürz
1 EL Natron
Rum
Sirup und Mandeln zum Verzieren


Zubereitung:

Rosinen in einen Topf gebe und Rum drüber gießen, so dass die Rosinen bedeckt sind. Das Ganze erwärmen, die Rosinen quellen lassen. In der Zwischenzeit Orangeat und Zitronat klein schneiden und das Natron in etwas Wasser auflösen.

Mehl mit dem Lebkuchengewürz in einer Schüssel vermischen und den Sirup dazu geben. Alles gut verrühren. Anschließend das Natron, die gequollenen Rosinen, Orangeat und Zitronat dazu geben und den Teig gut mischen. Schüssel für ungefähr 3 Stunden in den Kühlschrank stellen.

Backofen auf 190°C vorheizen. Den Teig zwischen zwei Folien mit einem Nudelholz ca. 1 cm dick ausrollen. Mit einem scharfen Messer vorsichtig in 3 x 7 cm große Stücke schneiden.

Sirup mit etwas Wasser verrühren. Diese Masse mit einem Backpinsel auf die Aachener Printen aufstreichen und anschließend mit den Mandeln verzieren. Zum Schluss die Printen ca. 15 Minuten auf der obersten Schiene backen.

Rezepte Vierbeiner

Feinschmeckerstangen
500 g Dinkelgries, 100 g Leberwurst, 6 El Parmesan, 2 Eier, Wasser nach Bedarf, 1 Tasse Haferflocken, 6 EL Distelöl

Alles vermengen und das Wasser zugeben und einige Zeit quellen lassen. Ist die Masse zu bröselig zwischendrin Wasser zu geben, ist es nach dem Quellen zu flüssig noch etwas Mehl zu geben. Eine 3 cm dicke Platte formen und Stangen schneiden und bei 150 Grad eine Stunde hart ausbacken.


Bananen-Bits

2 ¼ Tassen Weizen-Vollkornmehl
½ Tasse Magermilch
1 Ei
1/3 Tasse pürierte Banane
1 Prise Gemüsebrühe ohne Salz
1 EL brauner Zucker

Alle Zutaten gründlich mischen und auf einer bemehlten Arbeitsfläche durchkneten. Den Teig ausrollen und Kekse ausstechen. Bei 150 °C ca. 30 Minuten backen.

 

Montag, 13.Dezember 2010

Christkindl-Ahnung im Advent
Ludwig Thoma (1867-1921)

Erleben eigentlich Stadtkinder Weihnachtsfreuden? Erlebt man sie heute noch? Ich will es allen wünschen, aber ich kann es nicht glauben, dass das Fest in der Stadt mit ihren Straßen und engen Gassen das sein kann, was es uns Kindern im Walde gewesen ist.

Der erste Schnee erregte schon liebliche Ahnungen, die bald verstärkt wurden, wenn es im Haus nach Pfeffernüssen, Makronen und Kaffeekuchen zu riechen begann, wenn am langen Tische der Herr Oberförster und seine Jäger mit den Marzipanmodeln ganz zahme, häusliche Dinge verrichteten, wenn an den langen Abenden sich das wohlige Gefühl der Zusammengehörigkeit auf dieser Insel, die Tag und Tag stiller wurde, verbreitete. In der Stadt kam das Christkind nur einmal, aber in der Riß wurde es schon Wochen vorher im Walde gesehen, bald kam der, bald jener Jagdgehilfe mit der Meldung herein, dass er es auf der Jachenauer Seite oder hinter Ochsensitzer habe fliegen sehen. In klaren Nächten mußte man bloß vor die Türe gehen, dann hörte man vom Walde herüber ein feines Klingeln und sah in den Büschen ein Licht aufblitzen. Da röteten sich die Backen vor Aufregung, und die Augen blitzten vor freudiger Erwartung.

Je näher aber der Heilige Abend kam desto näher kam auch das Christkind ans Haus, ein Licht huschte an den Fenstern des Schlafzimmers vorüber, und es klang wie von leise gerüttelten Schlittenschellen. Da setzten wir uns in den Betten auf und schauten sehnsüchtig ins Dunkel hinaus; die großen Kinder aber, die unten standen und auf eine Stange Lichter befestigt hatten, der Jagdgehilfe Bauer und sein Oberförster, freuten sich kaum weniger. Es gab natürlich in den kleinen Verhältnissen kein übermaß an Geschenken, aber was gegeben wurde, war mit aufmerksamer Beachtung eines Wunsches gewählt und erregte Freude. Als meine Mutter an einem Morgen nach der Bescherung ins Zimmer trat, wo der Christbaum stand, sah sie mich stolz mit meinem Säbel herumspazieren, aber ebenso frohbewegt schritt mein Vater im Hemde auf und ab und hatte den neuen Werderstutzen umgehängt, den ihm das Christkind gebracht hatte.

Wenn der Weg offen war, fuhren meine Eltern nach den Feiertagen auf kurze Zeit zu den Verwandten nach Ammergau. Ich mag an die fünf Jahre gewesen sein, als ich zum ersten Male mitkommen durfte, und wie der Schlitten die Höhe oberhalb Wallgau erreichte, von wo sich aus der Blick auf das Dorf öffnete, war ich außer mir vor Erstaunen über die vielen Häuser, die Dach an Dach nebeneinander standen. Für mich hatte es bis dahin bloß drei Häuser in der Welt gegeben.

Dienstag, 14.Dezember 2010

Der Weihnachtsabend
Christoph von Schmid (1768-1854)

Am folgenden Morgen, sehr frühe, da die Kinder noch süß und sanft schliefen, waren schon alle Erwachsene im Hause mit Aufstellung und Ausschmückung des Weihnachtsbaumes beschäftigt. Ein junger schöner Tannenbaum mit dichten grünen Ästen wurde in der Stubenecke zwischen den Fenstern angebracht. Anton öffnete, nachdem die Kutsche abgepackt war, eine große Schachtel, die fast mit allem, was Kinder freuen kann, gefüllt war. Er hängte die kleinen Geschenke - schönes Obst, allerlei buntes Zuckerwerk, niedliche Körbchen voll verzuckerter Mandeln, Kränze von künstlichen Blumen mit rosenfarbenen oder himmelblauen Bändern geziert, nebst allerlei flimmerndem Spielzeuge an den Baumzweigen auf. Er wußte alles sehr malerisch zu ordnen. Nun nahm er auch ein paar Dutzend kleine blecherne Lampen hervor, die mit Wachs eingegossen waren. Er hängte sie vorsichtig, damit sie den Baum schön beleuchten, aber nicht anbrennen konnten, an den Zweigen auf. Als alles fertig war, gingen Katharine und Luise, die Kinder zu wecken. "Sie dürfen aber nicht früher kommen," sagte Anton, "als bis ich mit dem Anzünden der Lampen fertig bin und bis die Mutter ruft."

Als die Kinder von den Weihnachtsgeschenken hörten, verging ihnen sogleich aller Schlaf. Man konnte sie nicht schnell genug ankleiden. Endlich rief die Mutter: "Jetzt kommt!" Die Kinder sprangen eilig in die Stube - blieben aber von Glanz und Schimmer geblendet plötzlich stehen. Vor Erstaunen und Entzücken über den unerwarteten Anblick konnten sie anfangs nicht reden. Sie staunten den wundersam schimmernden Baum mit starren Augen und offenem Munde unverwandt an. Der grüne Glanz der Zweige, die Lichter, die dazwischen wie Sterne schimmerten, die hochrot strahlenden äpfel, die goldgelben Birnen, die vielen bunten und funkelnden Sachen kamen ihnen wie Zauberei vor. Sie wußten nicht, ob sie wachten oder träumten. Endlich riefen sie höchst entzückt: "O wie schön, o wie herrlich!" Franz sagte: "Einen solchen Baum, der so schön ist und im Winter so vielerlei Früchte trägt, gibt's in unserm ganzen Walde nicht." - "Ei," sagte Klara, "solche Bäume wachsen nur im Paradiese oder gar nur im Himmel. Nicht wahr, Mutter das Christkindlein hat uns den Baum geschickt?" - "So, wie er da ist," sprach die Mutter, "nun eben nicht. Indes hat doch Christus, der einst als Kind in der Krippe lag und nun im Himmel ist, euch diese Freude beschert. Denn wäre er uns nicht geboren, so wüßten wir nichts von Weihnachtsfreuden und Weihnachtsgeschenken." - "Nun gut," sagten die Kinder, "wir wollen ihn schon recht lieb haben und ihm recht folgen. Er ist doch gar so gut, und hat die Kinder gar so lieb. Eine solche Freude, wie er uns macht, hatte noch kein Mensch in der Welt."

Mittwoch, 15.Dezember 2010

Die stillste Zeit im Jahr
Karl Heinrich Waggerl (1897-1973)

Immer am zweiten Sonntag im Advent stieg der Vater auf den Dachboden und brachte die große Schachtel mit dem Krippenzeug herunter. Ein paar Abende lang wurde dann fleißig geleimt und gemalt, etliche Schäfchen waren ja lahm geworden, und der Esel mußte einen neuen Schwanz bekommen, weil er ihn in jedem Sommer abwarf wie ein Hirsch sein Geweih. Aber endlich stand der Berg wieder wie neu auf der Fensterbank, mit glänzendem Flitter angeschneit, die mächtige Burg mit der Fahne auf den Zinnen und darunter der Stall. Das war eine recht gemütliche Behausung, eine Stube eigentlich, sogar der Herrgottswinkel fehlte nicht und ein winziges ewiges Licht unter dem Kreuz. Unsere Liebe Frau kniete im seidenen Mantel vor der Krippe, und auf der Strohschütte lag das rosige Himmelskind, leider auch nicht mehr ganz heil, seit ich versucht hatte, ihm mit der Brennschere neue Locken zu drehen. Hinten standen Ochs und Esel und bestaunten das Wunder. Der Ochs bekam sogar ein Büschel Heu ins Maul gesteckt, aber er fraß es ja nie. Und so ist es mit allen Ochsen, sie schauen nur und schauen und begreifen rein gar nichts.

Weil der Vater selber Zimmermann war, hielt er viel darauf, daß auch sein Patron, der heilige Joseph, nicht nur so herumlehnte, er dachte sich in jedem Jahr ein anderes Geschäft für ihn aus. Joseph mußte Holz hacken oder die Suppe kochen oder mit der Laterne die Hirten einweisen, die von überallher gelaufen kamen und Käse mitbrachten oder Brot oder was sonst arme Leute zu schenken haben.

Es hauste freilich ein recht ungleiches Volk in unserer Krippe, ein Jäger, der zwei Wilddiebe am Strick hinter sich herzog, aber auch etliche Zinnsoldaten und der Fürst Bismarck und überhaupt alle Bestraften aus der Spielzeugkiste.

Ganz zuletzt kam der Augenblick, auf den ich schon tagelang lauerte. Der Vater klemmte plötzlich meine Schwester zwischen die Knie, und ich durfte ihr das längste Haar aus dem Zopf ziehen, ein ganzes Büschel mitunter, damit man genügend Auswahl hatte, wenn dann ein golden gefiederter Engel darangeknüpft und über der Krippe aufgehängt wurde, damit er sich unmerklich drehte und wachsam umherblickte.

Das Gloria sangen wir selber dazu. Es klang vielleicht ein bißchen grob in unserer breiten Mundart, aber Gott schaut seinen Kindern ja ins Herz und nicht in den Kopf oder aufs Maul. Und es ist auch gar nicht so, daß er etwa nur Latein verstünde.

Mitunter stimmten wir auch noch das Lieblingslied der Mutter an, das vom Tannenbaum. Sie beklagte es ja oft, daß wir so gar keine musikalische Familie waren. Nur sie selber konnte gut singen, hinreißend schön für meine Begriffe, sie war ja auch in ihrer Jugend Kellnerin gewesen. Wir freilich kamen nie über eine Strophe hinaus. Schon bei den ersten Tönen fing die Schwester aus übergroßer Ergriffenheit zu schluchzen an. Der Vater hielt ein paar Takte länger aus, bis er endlich merkte, daß seine Weise in ein ganz anderes Lied gehörte, etwa in das von dem Kanonier auf der Wacht. Ich selber aber konnte in meinem verbohrten Grübeln, wieso denn ein Tannenbaum zur Winterzeit grüne Blätter hatte, die zweite Stimme nicht halten. Daraufhin brachte die Mutter auch mich mit einem Kopfstück zum Schweigen und sang das Lied als Solo zu Ende, wie sie es gleich hätte tun sollen. Advent, sagt man, sei die stillste Zeit im Jahr. Aber in meinem Bubenalter war es keineswegs die stillste Zeit. In diesen Wochen lief die Mutter mit hochroten Wangen herum, wie mit Sprengpulver geladen, und die Luft in der Küche war sozusagen geschwängert mit Ohrfeigen. Dabei roch die Mutter so unbeschreiblich gut, überhaupt ist ja der Advent die Zeit der köstlichen Gerüche. Es duftet nach Wachslichtern, nach angesengtem Reisig, nach Weihrauch und Bratäpfeln. Ich sage ja nichts gegen Lavendel und Rosenwasser, aber Vanille riecht doch eigentlich viel besser, oder Zimt und Mandeln.

Mich ereilten dann die qualvollen Stunden des Teigrührens. Vier Vaterunser das Fett, drei die Eier, ein ganzer Rosenkranz für Zucker und Mehl. Die Mutter hatte die Gewohnheit, alles Zeitliche in ihrer Kochkunst nach Vaterunsern zu bemessen, aber die mußten laut und sorgfältig gebetet werden, damit ich keine Gelegenheit fände, den Finger in den köstlichen Teig zu tauchen. Wenn ich nur erst den Bubenstrümpfen entwachsen wäre, schwor ich mir damals, dann wollte ich eine ganze Schüssel voll Kuchenteig aufessen, und die Köchin sollte beim geheizten Ofen stehen und mir dabei zuschauen müssen! Aber leider, das ist einer von den Knabenträumen geblieben, die sich nie erfüllt haben.

Am Abend nach dem Essen wurde der Schmuck für den Christbaum erzeugt. Auch das war ein unheilschwangeres Geschäft. Damals konnte man noch ein Buch echten Blattgoldes für ein paar Kreuzer beim Krämer kaufen. Aber nun galt es, Nüsse in Leimwasser zu tauchen und ein hauchdünnes Goldhäutchen herumzublasen. Das Schwierige bei der Sache war, daß man vorher nirgendwo Luft von sich geben durfte. Wir saßen alle in der Runde und liefen braunrot an vor Atemnot, und dann geschah es eben doch, daß jemand plötzlich niesen mußte. Im gleichen Augenblick segelte eine Wolke von glänzenden Schmetterlingen durch die Stube. Einerlei, wer den Zauber verschuldet hatte, das Kopfstück bekam jedenfalls ich, obwohl es nur bewirkte, daß sich der goldene Unsegen von neuem in die Lüfte hob. Ich wurde dann in die Schlafkammer verbannt und mußte Silberpapier um Lebkuchen wickeln, um ungezählte Lebkuchen.

Kurz vor dem Fest, sinnigerweise am Tag des ungläubigen Thomas, mußte der Wunschzettel für das Christkind geschrieben werden, ohne Kleckse und Fehler, versteht sich, und mit Farben sauber ausgemalt. Zuoberst verzeichnete ich anstandshalber, was ja ohnehin von selber eintraf, die Pudelhaube oder jene Art von Wollstrümpfen, die so entsetzlich bissen, als ob sie mit Ameisen gefüllt wären. Darunter aber schrieb ich Jahr für Jahr mit hoffnungsloser Geduld den kühnsten meiner Träume, den Anker-Steinbaukasten, ein Wunderwerk nach allem, was ich davon gehört hatte. Ich glaube ja heute noch, daß sogar die Architekten der Jahrhundertwende ihre Eingebungen von dorther bezogen haben.

Aber ich selber bekam ihn ja nie, wahrscheinlich wegen der ungemein sorgfältigen Buchhaltung im Himmel, die alles genau verzeichnete, gestohlene Zuckerstücke und zerbrochene Fensterscheiben und ähnliche Missetaten, die sich durch ein paar Tage auffälliger Frömmigkeit vor Weihnachten auch nicht mehr abgelten ließen.

Wenn mein Wunschzettel endlich fertig vor dem Fenster lag, mußte ich aus brüderlicher Liebe auch noch den für meine Schwester schreiben. Ungemein zungenfertig plapperte sie von einer Schlafpuppe, einem Kramladen, lauter albernes Zeug. Da und dort schrieb ich wohl ein heimliches "Muß nicht sein" dazu, aber vergeblich. Am Heiligen Abend konnte sie doch eine Menge von Früchten ihrer Unverschämtheit ernten.

Der Vater, als Haupt und Ernährer unserer Familie, brauchte natürlich keinen Wunschzettel zu liefern. Für ihn dachte sich die Mutter in jedem Jahr etwas Besonderes aus. Ich erinnere mich noch an ein Sitzkissen, das sie ihm einmal bescherte, ein Wunderwerk aus bemaltem Samt, mit einer Goldschnur eingefaßt. Er bestaunte es auch sehr und lobte es überschwenglich, aber eine Weile später schob er es doch heimlich wieder zur Seite. Offenbar wagte es nicht einmal er, auf einem röhrenden Hirschen zu sitzen, mitten im Hochgebirge.

Für uns Kinder war es hergebracht, daß wir nichts schenken durften, was wir nicht selber gemacht hatten. Meine Schwester konnte sich leicht helfen, sie war ja immerhin ein Frauenzimmer und verstand sich auf die Strickerei oder sonst eine von diesen hexenhaften Weiberkünsten, die mir zeitlebens unheimlich gewesen sind. Einmal nun dachte auch ich etwas Besonderes zu tun. Ich wollte den Nähsessel der Mutter mit Kufen versehen und einen Schaukelstuhl daraus machen, damit sie ein wenig Kurzweil hätte, wenn sie am Fenster sitzen und meine Hosen flicken mußte. Heimlich sägte ich also und hobelte in der Holzhütte, und es geriet mir auch alles vortrefflich. Auch der Vater lobte die Arbeit und meinte, es sei eine großartige Sache, wenn es uns nur auch gelänge, die Mutter in diesen Stuhl hineinzulocken.

Aber aufgeräumt, wie sie am Heiligen Abend war, tat sie mir wirklich den Gefallen. Ich wiegte sie, sanft zuerst und allmählich ein bißchen schneller, und es gefiel ihr ausnehmend wohl. Niemand merkte jedenfalls, daß die Mutter immer stiller und blasser wurde, bis sie plötzlich ihre Schürze an den Mund preßte - es war durchaus kein Gelächter, was sie damit ersticken mußte. Lieber, sagte sie hinterher, weit lieber wollte sie auf einem wilden Kamel durch die Wüste Sahara reiten, als noch einmal in diesem Stuhl sitzen! Und tatsächlich, noch auf dem Weg zur Mette hatte sie einen glasigen Blick, etwas seltsam Wiegendes in ihrem Schritt.

 

Donnerstag, 16.Dezember 2010

Christnacht
Ferdinand von Saar (1833-1906)

Wieder mit Flügeln, aus Sternen gewoben,
senkst du herab dich, o heilige Nacht;
was durch Jahrhunderte alles zerstoben,
du noch bewahrst deine leuchtende Pracht.

Ging auch der Welt schon der Heiland verloren,
der sich dem Dunkel der Zeiten entrang,
wird er doch immer aufs Neue geboren,
nahst du, Geweihte, dem irdischen Drang.

Selig durchschauernd kindliche Herzen,
bist du des Glaubens süßester Rest;
fröhlich begangen bei flammenden Kerzen,
bist du das schönste, menschlichste Fest.

 

Freitag, 17.Dezember 2010

Heilige Nacht
Gerhard von Amyntor (1831-1910)

Das Licht wird aus dem Schloß der Nacht geboren,
es leuchten Sterne nur auf dunklem Grunde,
drum, Menschenkind, gib nimmer dich verloren
und harr' getrost der weihnachtlichen Stunde!

Wenn du beharrst, es nah'n auch deiner Kammer
dereinst die Hirten mit der frohen Kunde -
die Nacht wird hell, es schwinden Not und Jammer,
und Lobgesang tönt von der Engel Mund.

Samstag, 18.Dezember 2010

 

Der Winterabend
Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Der Winterabend, das ist die Zeit
der Arbeit und der Fröhlichkeit.
Wenn die andern nähen, stricken und spinnen,
dann müßen wir Kinder auch was beginnen;
wir dürfen nicht müßig sitzen und ruhn,
wir haben auch unser Teil zu tun.
Wir müßen zu morgen uns vorbereiten
und vollenden unsere Schularbeiten.
Und sind wir fertig mit Lesen und Schreiben,
dann können wir unsere Kurzweil treiben...
Und ist der Abend auch noch so lang,
wir kürzen ihn mit Spiel und Gesang.
Und wer ein hübsches Rätsel kann,
der sagts, und wir fangen zu raten an.

Sonntag, 19.Dezember 2010

Ein neues Buch, ein neues Jahr
Theodor Fontane (1819-1898)

Ein neues Buch, ein neues Jahr
was werden die Tage bringen?

Wirds werden, wie es immer war,
halb scheitern, halb gelingen?

Ich möchte leben, bis all dies Glühn
rücklässt einen leuchtenden Funken.

Und nicht vergeht, wie die Flamm im Kamin,
die eben zu Asche gesunken.

Montag, 20.Dezember 2010

Weihnachten
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Bäume leuchtend, Bäume blendend,
Überall das Süße spendend,
In dem Glanze sich bewegend,
Alt und junges Herz erregend -
Solch ein Fest ist uns bescheret,
Mancher Gaben Schmuck verehret;
Staunend schaun wir auf und nieder,
Hin und her und immer wieder.

Aber, Fürst, wenn dir's begegnet
Und ein Abend so dich segnet,
Daß als Lichter, daß als Flammen
Vor dir glänzten allzusammen
Alles, was du ausgerichtet,
Alle, die sich dir verpflichtet:
Mit erhöhten Geistesblicken
Fühltest herrliches Entzücken.

Dienstag, 21.Dezember 2010

Weihnachtsgedicht
Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)

Markt und Straßen stehn verlaßen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh' ich durch die Gaßen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heil'ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt's wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!

Mittwoch 22.Dezember 2010

Am Heiligen Abend
Moritz Gottlieb Saphir (1795-1858)

Der Tag verschließt
die reiche Farbenquelle
und Dämmerung macht dem Heiligen Abend Raum.
Ein milder Streif
aus rosenroter Helle
faßt fern die Berge ein
in purpur Saum.
Die Nacht,
sie breitet ihren weichen Schleier
rings um die Erd,
wie um ein schlafend Kind.
Und wie ein Priester geht
zu hoher Temepelfeier
so schreitet still der Mond
durch nacht und Wind.
Auf Erden auch
da glühen tausend Herzen
und bunte Lichter brennen überall.
Und Liebe strömet aus den offenen Herzen,
vergessen ist des Lebens Kampf und Qual.
Vergessen sind die Tränen grauer Stunden,
vergessen Krankheit, Sorge bittere Not.
Das Kind des Himmels
hat den Weg zu uns gefunden
und mit ihm kam
das neue Morgenrot.
Geh nie von uns
und mach uns stark für alles.
Für alles,
ob in Krankheit, Leid und Schmerz.
Mög uns das Kind des Himmels
Frieden schenken
und trösten
manch gequältes Menschenherz.

Donnerstag, 23.Dezember 2010

Der Stern
Wilhelm Busch (1832-1908)

Hätt` einer auch fast mehr Verstand
als wie die drei Weisen aus Morgenland
und ließe sich dünken, er wäre wohl nie
dem Sternlein nachgereist, wie sie;
dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest
seine Lichtlein wonniglich scheinen läßt,
fällt auch auf sein verständig Gesicht,
er mag es merken oder nicht,
ein freundlicher Strahl
des Wundersternes von dazumal.

Freitag, 24.Dezember 2010

 Am Weihnachtsmorgen 1772
Johann Wolfgang von Goethe an Johann Christian Kestner

Frankfurt, den 25. Dezember 1772

Christtag früh. Es ist noch Nacht, lieber Kestner, ich bin aufgestanden, um bei Lichte morgens wieder zu schreiben, das mir angenehme Erinnerungen voriger Zeiten zurückruft; ich habe mir Coffee machen lassen, den Festtag zu ehren, und will euch schreiben, bis es Tag ist. Der Türmer hat sein Lied schon geblasen, ich wachte darüber auf. Gelobet seist du, Jesus Christ! Ich hab diese Zeit des Jahrs gar lieb, die Lieder, die man singt, und die Kälte, die eingefallen ist, macht mich vollends vergnügt. ich habe gestern einen herrlichen Tag gehabt, ich fürchtete für den heutigen, aber der ist auch gut begonnen, und da ist mir's fürs Enden nicht angst.

Der Türmer hat sich wieder zu mir gekehrt; der Nordwind bringt mir seine Melodie, als blies er vor meinem Fenster. Gestern, lieber Kestner, war ich mit einigen guten Jungens auf dem Lande; unsre Lustbarkeit war sehr laut und Geschrei und Gelächter von Anfang zu ende. Das taugt sonst nichts für de kommende Stunde. Doch was können die heiligen Götter nicht wenden, wenn's ihnen beliebt; sie gaben mir einen frohen Abend, ich hatte keinen Wein getrunken, mein Aug war ganz unbefangen über die Natur. Ein schöner Abend, als wir zurückgingen; es ward Nacht. Nun muß ich Dir sagen, das ist immer eine Sympathie für meine Seele, wenn die Sonne lang hinunter ist und die Nacht von Morgen heraus nach Nord und Süd um sich gegriffen hat, und nur noch ein dämmernder Kreis von Abend herausleuchtet. Seht, Kestner, wo das Land flach ist, ist's das herrlichste Schauspiel, ich habe jünger und wärmer stundenlang so ihr zugesehn hinabdämmern auf meinen Wanderungen. Auf der Brücke hielt ich still. Die düstre Stadt zu beiden Seiten, der stilleuchtende Horizont, der Widerschein im Fluß machte einen köstlichen Eindruck in meine Seele, den ich mit beiden Armen umfaßte.

Ich lief zu den Gerocks, ließ mir Bleistift geben und Papier und zeichnete zu meiner großen Freude das ganze Bild so dämmernd warm, als es in meiner Seele stand. Sie hatten alle Freude mit mir darüber, empfanden alles, was ich gemacht hatte, und da war ich's erst gewiß, ich bot ihnen an, drum zu würfeln, sie schlugen's aus und wollen, ich soll's Mercken schicken. Nun hängt's hier an meiner Wand und freut mich heute wie gestern. Wir hatten einen schönen Abend zusammen, wie Leute, denen das Glück ein großes Geschenk gemacht hat, und ich schlief ein, den Heiligen im Himmel dankend, daß sie uns Kinderfreude zum Christ bescheren wollen.

Als ich über den Markt ging und die vielen Lichter und Spielsachen sah, dacht ich an euch und meine Bubens, wie ihr ihnen kommen würdet, diesen Augenblick ein himmlischer Bote mit dem blauen Evangelio, und wie aufgerollt sie das Buch erbauen werde.

Hätt ich bei euch sein können, ich hätte wollen so ein Fest Wachsstöcke illuminieren, daß es in den kleinen Köpfen ein Widerschein der Herrlichkeit des Himmels geglänzt hätte. Die Torschließer kommen vom Bürgermeister und rasseln mit den Schlüsseln. Das erste Grau des Tags kommt mir über des Nachbarn Haus, und die Glocken läuten eine christliche Gemeinde zusammen. Wohl, ich bin erbaut hier oben auf meiner Stube, die ich lang nicht so lieb hatte als jetzt.

 

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